Burgdorf, 22. Juli 2020 – Beamte der iranischen Revolutionsgarden haben in den vergangenen Wochen mindestens 13 iranische Christen in drei verschiedenen Städten verhaftet. Sieben weitere wurden am 21. Juni wegen des Besitzes christlicher Schriften «staatsfeindlicher Propaganda» für schuldig befunden.
Eine im Mai verabschiedete Gesetzesnovelle eröffnet Behörden neue rechtskonforme Handlungsspielräume bei ihrem Vorgehen gegen religiöse Minderheiten.
Ein Informant führte beispielsweise Geheimdienstagenten am Abend des 30. Juni zu einem Haus in der Hauptstadt Teheran, wo sich zu dem Zeitpunkt eine Gruppe von etwa 30 Christen traf. Die Beamten legten einen Haftbefehl vor, in denen einige der Anwesenden namentlich aufgeführt waren, und führten sechs von ihnen mit verbundenen Augen ab. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation «Article 18» handelt es sich dabei um den armenisch-iranischen Christen Joseph Shahbazian und fünf Konvertiten namens Reza, Salar, Sonya sowie zwei ältere Schwestern namens Mina und Maryam. Drei Tage nach ihrer Verhaftung hatten ihre Angehörigen noch keine Nachricht über ihren Verbleib erhalten.
Beamte durchsuchten die Wohnungen der Inhaftierten in Teheran und dem nahegelegenen Karadsch nach christlicher Literatur und anderem Material. Dabei wurden laut Augenzeugen auch einige ihrer nichtchristlichen Verwandten von den Agenten geschlagen. Andere Anwesende, darunter erst kürzlich zum christlichen Glauben Konvertierte, wurden aufgefordert, Kontaktinformationen anzugeben, ihre Telefone auszuhändigen und sich zur Befragung bereitzuhalten. Vier weitere Christen, deren Name ebenfalls auf dem Haftbefehl gestanden hatten, wurden später in ihren jeweiligen Häusern verhaftet. Zwei von ihnen tragen den Namen Farhad, ausserdem wurden ein dritter Mann namens Arash festgenommen sowie die 46-jährige Malihe Nazari, eine verheiratete Frau aus Teheran. Am folgenden Morgen, dem 1. Juli, wurden in der Stadt Malayer, 400 km südwestlich von Teheran, drei weitere Christen (Sohrab, Ebrahim und Yasser) in ihren Häusern verhaftet. Nach Zahlung einer Kaution kamen sie am nächsten Tag wieder frei.
Bereits am 21. Juni wurden sieben christliche Konvertiten «staatsfeindlicher Propaganda» für schuldig befunden. Das Gericht in Buschehr, einer Stadt im Südwesten Irans, wertete den Besitz christlicher Literatur als Beweis dafür, dass die Beklagten aktiv an der Verbreitung des Evangeliums gearbeitet hätten. Die sieben Christen, darunter drei Ehepaare, waren bereits vor Jahresfrist, am 1. Juli 2019, verhaftet und zwischenzeitlich auf Kaution freigelassen worden. Nach dem Urteil drohen ihnen nun Konsequenzen, die von Arbeitseinschränkungen und Geldstrafen bis hin zu Gefängnis und Verbannung reichen. Mansour Borji, Sprecher von «Article 18», kommentierte: «Diese Menschen wegen des Besitzes von Bibeln und christlichen Symbolen mit Haftstrafen zu belegen, ist ein klarer Beweis dafür, dass der iranische Aussenminister und andere nicht die Wahrheit sagen, wenn sie behaupten, dass niemand in Iran nur wegen seines Glaubens ins Gefängnis gesteckt wird. Diese Menschen haben nichts getan, was als ‚staatsfeindliche Propaganda‘ oder ‚Handeln gegen die nationale Sicherheit‘ ausgelegt werden könnte, trotzdem wurden sie so ungerecht behandelt.»
Im Mai verabschiedete das iranische Parlament Änderungen der Artikel 499 und 500 des Strafgesetzbuches. Sie sehen vor, dass «[von gängigen Normen] abweichende psychologische Manipulation» oder «islamwidrige Propaganda», ob im «realen oder virtuellen Bereich» mit Gefängnis, Auspeitschung, Geldstrafen oder sogar mit der Todesstrafe geahndet werden können.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2020 steht Iran an 9. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
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