Blickt Sarah* auf ihr Leben zurück, sieht sie nicht nur Leid und Schmerz, sondern auch die Güte Gottes. «Vor einiger Zeit dachte ich, Gott habe mich verlassen. Doch in allem habe ich gelernt, Ihm zu vertrauen. Gott ist immer für mich da.»
Seit ihrer Kindheit kannte Sarah Armut, Not und islamisches Denken. In einem Dorf nördlich von Kairo wurde sie traditionell erzogen. Früh musste Sarah mithelfen, sich und ihre Familie zu versorgen, bevor sie Rashed* heiratete.
Ihr Mann war jähzornig. Er missbrauchte seine Frau emotional und physisch; auch vor seinen zwei Söhnen machte er nicht halt. Sarah erzählt:
Ich litt viel, weil ich meine Kinder nicht vor ihrem eigenen Vater beschützen konnte.
Sarah
Sagt sie: «Mit Rashed konnte ich nicht logisch sprechen. Seine Überzeugung war nämlich, dass eine muslimische Frau nicht widerspricht und ihre Meinung kundtut. Eine Frau dient und gehorcht still den Anweisungen», berichtet Sarah. Gefangen in endloser Qual, war sie von Angst, Verzweiflung und Dunkelheit bedrängt.
Ein hoffnungsschimmer
Eine Arbeitskollegin, Lydia*, strahlt trotz Heraus forderungen Freude aus. Sarah scheint es, dass in Lydias Herzen immer Frieden herrscht. Sie erinnert sich an den Tag, an dem sich ihr Leben für immer veränderte: «Wieder einmal war ich in Tränen aufgelöst zur Arbeit gekommen. Lydia nahm sich Zeit, mir zuzuhören, als ich ihr mein Herz ausschüttete. Ihre Worte berührten und ermutigten mich. Ich wagte es, Lydia zu fragen, welches Geheimnis hinter ihrer stetigen Freude und dem Frieden steckt.»
So erzählt Lydia von Jesus. Sarah fängt an, täglich in der Bibel – einem Geschenk von Lydia – zu lesen. «Das war Nahrung für meinen Verstand, Trost für mein Herz und Frieden für mein ganzes Leben. Bald war ein Jahr mit der Bibel um. Währenddessen war ich zu einer neuen Person geworden.»
Eines Nachts begegnet ihr Jesus in einem Traum. Sanft sagt er: «Sarah, warum hast du Angst? Folge mir, denn ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» Als Sarah ihre Augen öffnet, weiss sie, dass ihr Leben nie mehr gleich sein wird. Von ganzem Herzen gibt sie sich Gott hin. «Der Glaube an Jesus erfüllte mich mit Freude, Frieden und Hoffnung. Jesus gab mir die Kraft, die ich dringend benötigte», sagt Sarah.
In gefahr
Von nun an musste Sarah weise und vorsichtig sein. Wenn ihr Mann von ihrem neugefundenen Glauben wüsste, drohten ihr Ablehnung oder Zwangsscheidung. Das bedeutete, dass sie auch ihre Kinder verlieren würde. Ausserdem wäre es möglich, dass sie aus der Dorfgemeinschaft ausgestossen oder gar umgebracht würde.
Eines Tages kehrt Rashed früher als gewöhnlich nach Hause zurück und findet seine Frau im Gebet vor, die Bibel in der Hand. Ihm ist klar, dass sich Sarah vom Islam abgewandt hat. Ohne Erbarmen schlägt er sie und droht, dass er sich scheiden lassen, die Kinder mitnehmen und allen von ihrer Bekehrung erzählen wird. Um Sarah herum wird es schwarz.
Sarah wacht im Krankenhaus auf. Die Nachbarn hatten den Tumult bemerkt und sie hingebracht. Die Kopfwunde war genäht worden, doch ihre einzige Sorge war, dass sie ihre Kinder verlieren könnte. Wie sie befürchtet hatte, zwang sie Rashed zur Scheidung, nahm die Kinder und verschwand. Angst erfasste sie.
Nach diesen Ereignissen erhielt Sarah Drohungen von ihren muslimischen Nachbarn. Sie hatte keine andere Wahl, als ihre Arbeitsstelle zu kündigen und an einen sichereren Ort zu ziehen. Mitten in ihrer Not fragte sie Jesus: «Hast du keine anderen Pläne für mich, nur Angst und Leid?»
Lydia brachte Sarah in Kontakt mit Shereen*, einer Partnerin von Open Doors. «Shereen begleitete mich bei jedem Schritt. Sie stand mir treu zur Seite und stärkte meinen Glauben. Sie hat mich gelehrt, mit Schwierigkeiten umzugehen und sie zu überwinden.» Eine lebensverändernde Reise von Heilung und persönlichem Wachstum hatte begonnen. «Immer mehr verstand ich, dass Jesus einen anderen Plan für mich hat, der schöner ist als alles, was ich mir wünschen kann.
Ein neuses kapitel
Obwohl die dunkelsten Tage bereits zehn Jahre zurückliegen, muss Sarah ihre wahre Identität immer noch verstecken. Zuhause lebt sie als Christin, doch nach aussen muss sie eine muslimische Fassade wahren. Wird ihr Glaubenswechsel in ihrem Umfeld bekannt, schwebt sie in Lebensgefahr.
In Sarahs Herz blieb ein Schmerz über den Verlust ihrer Kinder zurück, der sie ins Gebet trieb. Im September 2023 erhielt sie dann einen Anruf von ihrem ältesten Sohn. Er erzählte ihr, dass er und sein Bruder nach Jahren des Missbrauchs von ihrem Vater fliehen konnten – und dass sie unermüdlich nach ihrer Mutter gesucht hatten. Sie wollten fortan bei ihr leben. Sarahs Freude war unbeschreiblich:
Ich verstand, dass Gottes Liebe, Barmherzigkeit und Gnade keine Grenzen kennt.
Sarah
Der Wunsch ihrer Söhne, von ihrem Gott zu hören, machte Sarah noch glücklicher. «Sie sagten mir ‹Du bist sehr mutig, Mama.› Und sie wollten Jesus kennenlernen.» Nach einiger Zeit entschieden sie sich, wie ihre Mutter Jesus nachzufolgen.
*Namen aus Sicherheitsgründen geändert
Beten wir:
- für die Zukunft von Sarah und ihren Söhnen. Möge Gott sie im Glauben stärken, versorgen und beschützen.
- für die Christinnen mit muslimischem Hintergrund, dass Gott ihre Angst und Trauer in Freude, Mut und Liebe verwandelt..