Eine aktuelle Studie von Open Doors berichtet, dass christliche Kinder in 72% der 50 Länder des Weltverfolgungsindex, der Rangliste der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt und diskriminiert werden, Opfer von Spott und Ausgrenzung sind.
Der Bericht zeigt, dass die soziale Isolation und das Mobbing von christlichen Kindern langfristige psychologische Folgen haben. Diskriminierung im schulischen Umfeld ist der grösste Druckpunkt, der in jedem der 50 Indexländer festgestellt wurde - darauf bezog sich die letztjährige Studie, die im Dezember 2023 veröffentlicht wurde. Psychische Gewalt und verbale Belästigung sind Schlüsselinstrumente der sozialen Ausgrenzung, die christliche Kinder in 92% der Länder erleben.
Verspottet und isoliert – Adel aus Ägypten
«Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wenn sie schlechte Dinge über Jesus sagten. Ich hatte keine Antworten. Zudem hatte ich niemanden, den ich um Antworten bitten konnte. Ich schämte mich für meinen christlichen Glauben», erzählt Adel*, ein zehnjähriger ägyptischer Christ (Platz 38 auf dem Index), der im Rahmen der Studie befragt wurde.
Adel berichtet von Diskriminierung in der Schule und bei seiner Arbeit in einer Werkstatt am Stadtrand von Kairo. Er beschreibt, dass er schlechter bezahlt wird als muslimische Kinder - dass er wegen seines christlichen Glaubens ausgelacht und als „verrückt“ bezeichnet wird. In einer Gruppe junger Christen fand er schliesslich einen Weg, seine Niedergeschlagenheit zu überwinden.
Ausgegrenzt und ausgelacht - Moryom aus Bangladesch
«Ich laufe zwei Kilometer zur Schule, weil mich niemand in seiner Rikscha mitnehmen will», sagt die neunjährige Moryom aus dem Nordwesten Bangladeschs (Platz 26 auf dem Index). «Sie machen sich über mich lustig, sagen ‹Christin› und sagen [den anderen], dass sie mich nicht mitfahren lassen sollen.»
Diese verbalen Angriffe kommen nicht nur aus der Gesellschaft, sondern auch von Gleichaltrigen. «Sie machen sich über mich lustig und nennen mich ‹Christin›. Manchmal bewerfen sie mich mit Steinen und schubsen mich, aber ich gehe trotzdem zur Schule», sagt Moryom. In der Schule verbringt Moryom oft den ganzen Tag allein. «Die meisten Leute in meiner Schule behandeln mich nicht gut», sagt sie. «Manchmal schlagen sie mich mit Stöcken und nennen mich ‹Christin›, um mich zu beleidigen. Ich sitze immer allein.»
Die verheerenden Folgen sozialer Ausgrenzung
«Die soziale Ausgrenzung christlicher Kinder betrifft viele Lebensbereiche», erklärt Kathryn de Carvalho, Analystin für geschlechtsspezifische Verfolgung bei Open Doors und Mitautorin der Studie.
Das reicht von der sozialen Ablehnung durch Gleichaltrige auf dem Schulhof oder in Einkaufszentren über die Demütigung durch Autoritätspersonen bis hin zur Ablehnung durch die eigene Familie oder den Ausschluss aus der breiteren Gemeinschaft... Die Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung und Identitätssuche eines Kindes, auf sein psychologisches Wohlbefinden sowie auf den Glauben selbst können verheerend sein.
Die Studie listet eine Reihe von schwerwiegenden Folgen für junge Christen auf, die unter sozialer Ausgrenzung leiden:
- Psychologische Probleme: Depressionen, Angstzustände, posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), vermindertes Selbstwertgefühl.
- Verminderte Fähigkeit, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen.
- Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, vergleichbar mit dem Rauchen von bis zu 15 Zigaretten pro Tag.
- Einschränkung der Bildungsmöglichkeiten und der Existenzsicherung.
- Beeinträchtigtes geistliches Wachstum und eingeschränkte Bindung an Religionsgemeinschaften.
Die Autoren der Studie fordern die Aufnahme des Rechts auf Religionsfreiheit in Artikel 14 der UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Und sie drängen auf eine umfassende Ausbildung und die Einbeziehung örtlicher religiöser Akteure in die Diskussionen darüber, wie schädliche Praktiken gegenüber Kindern verhindert werden können.
«Die Art und Weise, wie Familien, Kirchen und Gemeinden auf diese Situation reagieren, hat das Potenzial, junge Christen zu unterstützen und zu stärken», so die Studie. «Ein Gefühl der Zugehörigkeit und der sozialen Bindung zu entwickeln, kann einem Individuum helfen, sich zu entfalten und die Freiheit zu haben, in seinem Glauben zu wachsen.»
Die Studie zeigt, dass christliche Jugendgruppen und Netzwerke eine Schlüsselrolle dabei spielen, die schlimmsten gesundheitlichen Folgen zu mindern und jungen Christen dabei zu helfen, anderen zu vertrauen und gute Beziehungen aufzubauen.
* Name aus Sicherheitsgründen geändert
Weitere Informationen:
Vollständiger Bericht:
EXCLUDED: Social isolation of Christian children and youth
Bericht 2023: Verfolgte christliche Kinder: bereits in der Schule gefährdet
Children and Youth -Interim-Update
Weltgesundheitsorganisation (WHO):
Loneliness and social isolation are health risks (WHO Commission on Social Connection, November 2023.)
Research Gate:
The Social Psychology of Inclusion and Exclusion (von Paul Hutchison, London Metropolitan Univ., Dominic Abrams, Univ. of Kent, Julie Christian, Univ. of Birmingham)
FAKTEN:
- 72% der 50 Indexländer weisen Muster der sozialen Ausgrenzung junger Christen auf.
- 92% der 50 Indexländer berichten von verbaler Belästigung als Hauptinstrument der Ausgrenzung.
- 100% der 50 Indexländer berichten von Diskriminierung und Belästigung im Bildungswesen.
- Soziale Ausgrenzung kann das Demenzrisiko um bis zu 50% erhöhen.
- Das Risiko von Schlaganfällen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt um 30%.
- Die Auswirkungen der sozialen Isolation auf die Sterblichkeit sind vergleichbar mit dem Rauchen von 15 Zigaretten pro Tag.