Jede Woche verzeichnen die Partner der NGO Open Doors im Norden des Landes mehrere tödliche Angriffe.
Seit 2014 wurden durch die Konflikte im hohen Norden Kameruns 270’000 Menschen vertrieben. «Einige Dörfer in der Region Tourou sind nach den Angriffen seit Wochen menschenleer. Die Bewohner, die versucht haben, dorthin zurückzukehren, um ihre Habseligkeiten mitzunehmen, wurden sofort von Boko Haram angegriffen», berichtet Pastor James (Name geändert), der für unsere Partner vor Ort arbeitet. «Allein in der letzten Woche hat Boko Haram zwei Dörfer in der Umgebung angegriffen. Jedes Mal starben Zivilisten, und das passiert jede Woche», sagt er, während er mit der Geolocation-App seines Smartphones auf die betreffenden Dörfer zoomt. «Diese Angriffe haben eine unbestreitbare religiöse Dimension, denn Boko Haram zielt insbesondere auf Dörfer mit einer grossen christlichen Mehrheit und auf Kirchen ab», schlussfolgert er.
Seine Aussage stützt die Daten von Open Doors, wonach das Land im Jahr 2020 zum ersten Mal in die Liste der 50 Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden, auf Platz 48 (2022 bereits auf Platz 44) eingestiegen ist.
Angesichts dieser Situation «spielt die kamerunische Regierung die Situation dennoch herunter und wiederholt, dass die Soldaten ihrer Armee die Situation unter Kontrolle haben. Sie möchte den Status eines "sicheren Landes" in Afrika behalten und nicht mit ihren instabilen Nachbarn wie Nigeria oder der Zentralafrikanischen Republik in Verbindung gebracht werden», fasst Pastor James zusammen. «Das Militär ist den Islamisten, die gut bewaffnet sind und auf Motorrädern auftauchen, nicht gewachsen. Bis sie alarmiert werden und eingreifen, können die Soldaten der Armee, die in Jeeps auf zerfurchten Strassen unterwegs sind, nur noch die Brände und ihre Hilflosigkeit feststellen.» Pastor James sagt weiter, dass Boko Haram viele Opfer unter den Selbstverteidigungsgruppen gefordert hat. Dabei handelt es sich um Zivilisten, die jede Nacht abwechselnd am Rande der Dörfer stehen, um Wache zu halten und Alarm zu schlagen.
Der Ehemann von Elisabeth (Name geändert) war einer von ihnen. Im Juni hielt er mehrere Nächte hintereinander Wache, weil er wusste, dass es in der Nähe zu Angriffen gekommen war. Dann griff Boko Haram an. Sie entführten und töteten ihn. Elisabeth, die in dieser Nacht mit ihren acht Kindern und anderen Dorfbewohnern geflohen war, wurde erst später per Telefon über seinen Tod informiert. Seit drei Monaten konnte sie nicht mehr in ihr Haus zurückkehren. Sie lebt in einer Notunterkunft, die bei jedem Regenschauer durchnässt wird. Und während die Familie von der Landwirtschaft lebte, liegen ihre Felder, die vor dem Angriff gerade erst besät worden waren, nun brach. Sie konnte nichts mitnehmen und muss sogar für ihr Trinkwasser bezahlen. Und das ohne Unterstützung der Grossfamilie, die bereits alle ihre Kräfte darauf konzentrieren muss, sich selbst zu versorgen.
Was sie erdulden muss, ist das Schicksal vieler Vertriebener der christlichen Minderheit im äußersten Norden des Landes. Es ist eine kalkulierte Taktik der islamistischen Kämpfer, die darauf setzen, neben dem Terror und den Traumata, die sie zufügen, ganze Regionen wirtschaftlich und sozial zu destabilisieren, um neue junge Kämpfer ohne Zukunftsperspektiven rekrutieren zu können
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