Nachrichten Indien | 26 Mai 2023

Indien: Gewalt oder Verfolgung in Manipur?

 

 
Show: true / Country: Indien / Indien
Drei Wochen sind vergangen, seit in Manipur im Nordosten Indiens schreckliche Gewalt zwischen der Gemeinschaft der Kuki (überwiegend Christen) und der Gemeinschaft der Meitei (überwiegend Hindus) ausgebrochen ist. Eine Analyse der Situation.
Am 3. Mai verschärften sich die Spannungen zwischen den Kuki und den Meitei, was zu Unruhen in den Gemeinschaften und dem Niederbrennen zahlreicher Kirchen führte. Die Spannungen zwischen den beiden Gruppen schwelten seit Jahrzehnten, doch die Gewalt brach aus, nachdem die pro-hinduistische Regierung von Manipur beschlossen hatte, den Meitei zusätzliches Land und Vorteile zu gewähren, und die christlichen Kuki von ihrem Stammland vertrieben worden waren.
Örtliche Christen bestätigten, dass etwa 230 Kirchen angezündet und zerstört, mehr als 100 christliche Einrichtungen und Besitztümer beschädigt und mehr als 1000 christliche Häuser niedergebrannt und zerstört wurden. Mehr als 10’000 Menschen flüchteten in von der Armee eingerichtete Notlager. Es wird befürchtet, dass mindestens 70 Menschen durch die Gewalt ums Leben gekommen sind.
 

Ein ethnisch-religiöser Konflikt
Der Konflikt hat durchaus ethnisch-religiöse Ursachen, auch wenn er in den Mainstream-Medien zunächst als rein ethnischer Konflikt dargestellt wurde. Er ist das Ergebnis bestimmter Entscheidungen der Regierung des Bundesstaates, die derzeit pro-hinduistisch ist (BJP). Diese Entscheidungen zielen darauf ab, den christlichen Stämmen ihre Rechte vorzuenthalten, obwohl sie bereits benachteiligt sind. Aus diesem Grund protestierten die christlichen Stämme (die Kukis) gewaltfrei gegen diese Entscheidungen, von denen sie sich persönlich betroffen fühlten. 
Nach diesen Protesten nutzte eine extremistische Gruppe der hinduistischen Meitei-Mehrheit die Gelegenheit, um Kirchen anzugreifen, und zwar nicht nur die christlichen Kirchen des Kuki-Stammes, sondern auch die Kirchen der Konvertiten, die es innerhalb der Gemeinschaft der Meitei gibt. Heute leiden die Gläubigen auf beiden Seiten, Kuki und Meitei, und werden gewaltsam zum Hinduismus zurückbekehrt. 

In einer prekären Lage
Aufgrund der heiklen Lage sind selbst die lokalen Partner von Open Doors direkt von der Gewalt betroffen und suchen Zuflucht in Lagern. Viele Gläubige halten sich noch immer in den Hügel- und Grenzgebieten versteckt.  «Die Gewalt, die sich vor unseren Augen abspielt, ist unerklärlich. Wir können nicht aufhören zu weinen. Möge der Herr sein Volk retten», berichtete Richard*, ein christlicher Meitei, am Tag nach den Anschlägen. «Die meisten Gläubigen sind traumatisiert. Wir brauchen dringend Gebete. Betet für die Situation und betet für die Gläubigen hier», sagte Kuber*, ein gläubiger Kuki.

Massive Inflation und Gefahr eines Bürgerkriegs
Derzeit ist die Versorgung mit Lebensmitteln, der Zugang zu Geldautomaten und zum Internet weiterhin unsicher. Die Lebensmittelpreise sind um das Vierfache gestiegen, ebenso wie die Treibstoffpreise. Die lokalen Partner von Open Doors gehen davon aus, dass sich die Lage noch weiter verschlechtern wird. Einige sagen, dass ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte. 

Priorität Nothilfe und Gebet
Unsere lokalen Partner im Nordosten Indiens leisten Nothilfe und versorgen die betroffenen Gläubigen sowohl auf der Seite der Kuki als auch auf der Seite der Meitei mit lebensnotwendigen Gütern.  
Bisher haben sie sechs Ortschaften identifiziert, die dringend Hilfe benötigen. Imphal und Churachandpur sind die kritischsten und am schwersten zugänglichen Gebiete. 
Es kann Jahrzehnte dauern, bis die christliche Gemeinschaft, die in der Region Manipur stark verwurzelt ist, zu ihrem Leben vor der Gewalt von Anfang Mai zurückkehren kann. Für die Christen in Indien sind sie ein Zeichen ihrer extremen Verletzlichkeit: «Wenn Christen in einem Bundesstaat wie Manipur so zur Zielscheibe werden können, wie schlimm muss es dann erst in anderen Bundesstaaten sein?», so die Schlussfolgerung.
 

Gebetsanliegen
  • Beten wir, dass in Manipur unter den Christen der Wille Gottes und Gerechtigkeit offenbar werden.
  • Beten wir für die Stammeschristen, deren Kirchen und Häuser niedergebrannt wurden, dass sie Trost, Geduld und Hoffnung im Herrn finden.
  • Beten wir für einen dauerhaften Frieden zwischen den verschiedenen Stammes- und Religionsgemeinschaften in Manipur. 
Unterstützen Sie das Projekt
Siehe Programm

 

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