Am 8. Januar waren Gemeindemitglieder einer Baptistengemeinde in Oral, im Südwesten Kasachstans, versammelt, als die Polizei in die Kirche eindrang. Zwei von ihnen, Dmitry Isayev und Vladimir Nelepin, wurden wegen «illegaler Versammlung» zu einer Geldstrafe verurteilt. Zehn Tage später wurde ein anderer Christ, Nikolai Novikov, ebenfalls mit einer hohen Geldstrafe belegt, weil er religiöse Literatur verteilt hatte.
Dies ist nicht das erste Mal, dass Nikolai verurteilt wurde. Dieses Mitglied des Rates der Baptistengemeinden weigert sich jedoch aus Prinzip zu zahlen: «Ich sehe nicht ein, warum ich bestraft werden sollte, nur weil ich mein Recht auf Religionsfreiheit wahrnehme. Ich halte mich nicht für schuldig, also zahle ich auch nicht.»
Die Nichtbezahlung einer Geldstrafe führt zu einem Ausreiseverbot. Nikolai kann also nicht mehr ins Ausland reisen.
Seit einigen Jahren hat der Baptistenrat eine Politik des zivilen Ungehorsams verfolgt. Sie weigert sich, ihre Kirchen bei den Behörden anzumelden und die Bussgelder zu zahlen, zu denen sie verpflichtet sind. Die Reaktion der Behörden war überwältigend. Im Jahr 2020 wurden mindestens 16 kasachische Christen wegen «illegaler religiöser Aktivitäten», das heisst der Feier von Gottesdiensten ohne staatliche Erlaubnis, oder wegen «Verteilung» oder «Verkauf von christlicher Literatur» zu Geldstrafen verurteilt.
Religiöse Aktivitäten werden in Kasachstan von den Behörden streng kontrolliert. Nur staatlich anerkannte Religionen sind erlaubt. Protestanten, die als Anhänger einer «fremden» Religion gelten, werden besonders ins Visier genommen.
Die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit stellte in ihrem Bericht 2020 jedoch eine leichte Verbesserung der Situation fest. Die Zahl der eingeleiteten Verwaltungsverfahren zur Sanktionierung religiöser Aktivitäten ist in Kasachstan zurückgegangen. Und der Staat hat eine Reihe von Einschränkungen, die im Religionsgesetz von 2011 enthalten waren, fallen gelassen. Schliesslich haben die Behörden eine gemeinsame Arbeit mit der US-Kommission begonnen mit dem Ziel, die Religionsfreiheit im Land zu verbessern.
Nach Meinung unserer Experten sind dies ermutigende Zeichen. Aber es ist noch zu früh, um optimistisch zu sein.
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