Alle offiziell registrierten christlichen Kirchen in Katar befinden sich auf einem einzigen Gelände in der Hauptstadt Doha: dem Mesaymeer-Komplex. Er steht den Christen zur Verfügung, die einen nennenswerten Teil der beträchtlichen Zahl internationaler Fachkräfte im Land ausmachen. Sichtbare religiöse Zeichen wie Kreuze sind den Kirchen nicht erlaubt. Einheimische Kataris dürfen das Gelände nicht betreten. Es gibt noch einige andere Auslandskirchen, die jedoch keine gesetzliche Erlaubnis zur Ausübung ihrer Religion erhalten.
«Im Jahr 2020, mit der Ausbreitung von Covid-19, teilte die Regierung den Kirchen mit, dass die Erlaubnis, sich ausserhalb des Komplexes zu versammeln, ausgesetzt wurde», berichtet Hartman. «Über hundert Kirchen hatten daraufhin keine Erlaubnis mehr, ihre Aktivitäten fortzuführen. Jetzt, da die Pandemie abgeklungen ist, ist das Land wieder offen. Es gibt jedoch immer noch keine Anzeichen dafür, dass die Kirchen die Erlaubnis zur Wiedereröffnung erhalten. Es gab zwar Ankündigungen, dass die Regierung Lizenzen ausstellen würde, aber das ist nicht geschehen.»
Die wenigen indigenen katarischen Konvertiten haben keine offizielle Erlaubnis, sich zu treffen oder ihren Glauben zu praktizieren. Der Übertritt zu einer nicht-muslimischen Religion gilt als Glaubensabfall (Apostasie) und wird nach dem islamischen Scharia-Recht offiziell mit dem Tod bestraft. Das wurde seit vielen Jahren zwar nicht mehr umgesetzt, allerdings sind die Konvertiten extremem Druck seitens ihrer muslimischen Familie und Gesellschaft ausgesetzt. Ein Übertritt vom Islam kann nicht offiziell anerkannt werden und führt zu rechtlichen Problemen und dem Verlust von sozialen Rechten, dem Sorgerecht für Kinder und von Eigentum.
Sowohl einheimische als auch zugewanderte Konvertiten stehen in Gefahr, Diskriminierung, Schikanen und polizeilicher Überwachung ausgesetzt zu sein.
Der Mesaymeer-Komplex wurde vom Vater des derzeitigen Emirs von Katar als eine Massnahme der Regierung zur Förderung des interreligiösen Dialogs gegründet. Hartman erklärt: «Das ist eine schöne Geste. Aber jetzt ist das Areal viel zu überfüllt. Es ist an der Zeit, dass sich die Christen in Katar frei entfalten können - die Religionsausübung ist ein Menschenrecht und nicht etwas, das man verstecken muss, als wäre es eine Schande.»
«Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen besagt, dass jeder in der Lage sein sollte, seinen Glauben ›in Gottesdienst, Beachtung religiöser Bräuche, Ausübung und Unterricht‹ auszudrücken», unterstreicht Kurt Igler, Geschäftsführer von Open Doors Österreich. «Während wir die Schritte anerkennen, die unternommen wurden, um ausländische Kirchen im Mesaymeer-Komplex unterzubringen, fordert Open Doors das offizielle Katar auf, religiösen Organisationen - sowohl ausländischen als auch einheimischen - zu erlauben, friedlich und frei von Überwachung und Einmischung tätig zu sein.»
Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 von Open Doors, der die 50 Länder auflistet, in denen Christen am stärksten verfolgt werden, liegt Katar auf Rang 18.
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