Wie Juan Pablo* werden viele kubanische Christen in der Schule ausgegrenzt und gezwungen, ihre Ausbildung abzubrechen.
In Kuba werden Kinder und Jugendliche, die ihren christlichen Glauben nicht geheim halten, in der Schule schrecklich gemobbt. Juan Pablo* ist eines dieser Kinder und späteren jungen Erwachsenen, die ihre ganze Kindheit hindurch heftige Opposition erfahren haben. Er wuchs bei seiner Mutter und seiner Grossmutter auf, hatte zu Hause keine Vaterfigur und entschied sich im Alter von 16 Jahren, sein Leben Jesus zu übergeben: «An diesem Tag wurde Gott mein Vater», erinnert er sich. Aber zu einem hohen Preis!
Seit der Vorschule wurde er ausgegrenzt. Seine Klassenkameraden machten sich über ihn lustig, machten ihn lächerlich und griffen ihn sogar körperlich an. All das geschah unter dem passiven, manchmal sogar zustimmenden Blick der Lehrer. Die öffentliche Demütigung war ein ständiger Begleiter.
«Ich wurde 'der komische Typ' genannt, nur weil ich vor den Mahlzeiten betete und in die Kirche ging.»
Vergeltungsmassnahmen
Trotz dieser ungünstigen Lernbedingungen ging Juan Pablo an die Universität, um Wirtschaft zu studieren. Er hoffte auf einen guten Abschluss, einen guten Job und bessere Lebensbedingungen. Leider entdeckten die Behörden der Universität seinen christlichen Glauben und zwangen ihn, dem Kommunistischen Kubanischen Jugendverband beizutreten. Was Juan Pablo stets verweigerte.
Als Vergeltungsmassnahme verschlechterten sich seine Noten kontinuierlich, obwohl er ein brillanter Student war. Am Ende brach er sein Studium ab, ohne einen Abschluss zu machen. «Das hat mich sehr verletzt», erzählt er. Trotz dieser schmerzhaften Vergangenheit ist Juan Pablo heute in seiner kleinen Gemeinde tätig und nimmt an einer pastoralen Ausbildung teil, um «dem Herrn weiterhin zu dienen und trotz der Restriktionen Seelen für Jesus zu gewinnen.»
Die Werte der Liebe
Warum hat er sich trotz des hohen Preises dafür entschieden? «Als Kind ging ich in die Sonntagsschule. Ich lernte dort die Werte der Liebe, des Friedens, der Solidarität und der sozialen Gerechtigkeit kennen – alles, was man braucht, um eine junge Generation zu prägen, damit diese einen guten Einfluss ausüben kann.»
Diese Werte mögen zwar für die kubanische Gesellschaft durchaus nützlich erscheinen, doch die Behörden sehen das anders. „Das Regime verbindet die Religion mit Werten, die als Widerspruch zu ihren sozialistischen Prinzipien angesehen werden“, erklärt Josué Valdez*, Analyst bei Open Doors. Seiner Meinung nach will der Staat die Kontrolle über die Bevölkerung behalten und befürchtet, dass die Religionen Unterstützung aus dem Ausland erhalten, die die derzeitige Regierung destabilisieren könnte. Miguel*, kubanischer Pastor seit 20 Jahren, ergänzt:
«Religionsfreiheit gibt es nur, wenn sie mit den Idealen des Regimes übereinstimmt.»
Miguel
Kirchenschliessungen
Der Staat versucht daher, alle Stimmen, die sich seiner Politik widersetzen, zum Schweigen zu bringen. Dazu gehört auch die Schliessung von Kirchen. Laut Open Doors wurden zwischen Januar 2021 und März 2024 in Kuba 614 antichristliche Vorfälle gezählt, darunter Kirchenschliessungen. Dies macht Kuba zum gefährlichsten Land für Christen in Lateinamerika und bringt es auf den 26. Platz des Weltverfolgungsindex.
*Decknamen