Konkret bedeutet dies, dass alles, was mit «nationaler Rebellion», «Verleumdung der Regierung», «elektronischer Kommunikation» und «illegalen Versammlungen» zu tun hat, nun Sache der Armee ist. Und nicht mehr die der Polizei oder der Richter. Für Christen bedeutet dieses Kriegsrecht, dass sie im Internet viel stärker überwacht werden, wenn sie eine Predigt veröffentlichen oder einen Gottesdienst in sozialen Netzwerken ankündigen. Ein lokaler Kontakt von Open Doors, Ko Min (Pseudonym), glaubt auch, dass die Organisation von Gottesdiensten oder christlichen Versammlungen weitgehend behindert oder sogar verhindert wird. «Das Kriegsrecht bringt Christen in eine noch gefährlichere Lage», sagt er. Er präzisiert:
«Es könnte in Zukunft mehr Kämpfe und wahrscheinlich mehr vertriebene oder geflüchtete Christen geben.»
Christen im Visier
Seit dem Staatsstreich im Februar 2021 haben sich «Widerstandskräfte» formiert, die sich der Armee und der neuen Führung des Landes widersetzen. Die Armee befindet sich daher in einer Art Guerillakrieg gegen diese Rebellen. Dabei bringt sie sehr häufig Christen mit den Aufständischen in Verbindung. Diese werden dann direkt ins Visier genommen oder sind Opfer von Kollateralschäden. Drei aktuelle Berichte von burmesischen Geschwistern veranschaulichen, wie schwierig es für diejenigen ist, die Jesus in Myanmar nachfolgen wollen:
Ko Aung (Pseudonym), ein Christ mit buddhistischem Hintergrund, kehrte zu Beginn der Pandemie in sein Dorf zurück und freundete sich mit Stammeschristen an. Allein aufgrund dieser Tatsache setzten ihn die Soldaten auf eine Liste mit Verdächtigen, und Ko Aung musste mehrmals in den Wald fliehen. Heute ist sein Bankkonto ebenso eingefroren wie sein Personalausweis: «Ich werde nicht mehr als Staatsbürger von Myanmar angesehen.» Aber er bleibt standhaft:
«Unser Gott ist Emmanuel, wenn ich in Schwierigkeiten bin, wird er mich führen.»
Wegen der Bomben, die auf ihr Dorf regneten, floh Esther (Pseudonym) mit ihrem Mann und ihrem fünfjährigen Sohn. Aber dort, wohin sie geflohen waren, konnten sie nicht genug verdienen, um jeden Tag genug zu essen. Also mussten sie in ihre Heimat zurückkehren, die mitten im Konfliktgebiet liegt. «Hier können wir überleben oder sterben», erklärt Esther. «Wir hören nicht auf, zum Herrn um Schutz zu beten. Ich weiss, dass wir bei ihm sicherer sind. Er war so barmherzig, uns bis jetzt am Leben zu lassen.»
Als die Armee 2018 in sein Dorf kam, sah Tun (Pseudonym), wie sein gesamter Viehbestand, seine Zuckerrohrplantagen und sein gesamter wirtschaftlicher Erfolg zusammenbrachen. Heute lebt er mit 2000 anderen Christen in einem Flüchtlingslager. Er lehrt sie die Grundlagen der Viehzucht und des geistlichen Kampfes. «Wir können nicht mit unseren physischen Kräften gewinnen, also müssen wir im Gebet kämpfen.» Er hat erlebt, wie Christen ihren Zorn aufgeben und dem Militär vergeben: «Das ist das Wirken Gottes in den Herzen der Gläubigen», sagt er hoffnungsvoll.
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