Nach einigen Monaten verliessen die Boko-Haram-Kämpfer die Gegend. Nach und nach kehrten die Menschen wieder in ihre Dörfer zurück, doch nichts war mehr wie zuvor. Pastor Marcus erzählt: «Jeder war verängstigt. Wir alle waren traumatisiert. Als wir zurückkamen, sahen wir in manchen Kirchen Blutflecken an den Wänden.
Wer das sah oder davon hörte, wollte nicht mehr zur Kirche gehen. Die Leute fürchteten, selbst Opfer eines Angriffs zu werden, wenn sie den Gottesdienst besuchten. Also gingen viele Leute nicht mehr zur Kirche. Und nach allem, was geschehen war, wurde das Glaubensleben von vielen sehr schwach.» Zweifel und Anfechtungen stellten sich ein: Warum hatte Gott solche Gräueltaten an seinen Kindern zugelassen? «Wenn man mit dem Herrn lebt und einem solche Dinge zustossen, muss man mit grosser Enttäuschung und Angst fertigwerden, man hat kein Vertrauen, keine Hoffnung mehr. Wenn ich ehrlich bin, war zu dieser Zeit auch mein eigenes Glaubensleben erschüttert. Ich hatte solche Angst.»
«Aber dennoch erinnerte mich das Wort Gottes immer wieder daran, dass jeder, der sein Vertrauen auf Gott setzt, nicht im Stich gelassen wird», berichtet Pastor Marcus. Trotz Angst und Anfechtungen klammerte er sich an Jesus fest und kämpfte darum, die buchstäblich in Trümmern liegende Gemeinde wiederaufzubauen. «Ich begann, die Gemeindemitglieder in ihren Häusern zu besuchen, aber trotzdem erklärten sich nur vier Mitglieder bereit, in die Kirche zu kommen. Und so begannen wir wieder mit dem Gottesdienst – bis die Mitglieder schliesslich in grösserer Zahl kamen.»
Während die Zahl der Gottesdienstbesucher wieder wuchs, führte Open Doors mehrere Seminare und Schulungen durch, verteilte Lebensmittel und bohrte zwei Brunnen. «Ihr habt uns immer wieder ermutigt und gelehrt. Dadurch fassten viele Menschen neuen Mut, bekamen neue Kraft und kehrten in die Kirche zurück. Heute ist die Kirche voll. Wir wissen, dass es die Liebe Christi in euch ist, die euch dazu gebracht hat, uns diese Liebe zu erweisen.»
«Ich möchte, dass die Christen auf der ganzen Welt wissen, dass sie sich nicht entmutigen lassen, sondern es ‹für lauter Freude erachten› sollen, wenn solche Bedrängnis auf sie zukommt (Jakobus 1,2). Verfolgung wird weiterhin kommen und ist schon in der Vergangenheit geschehen. Wir beten nicht, dass Gott die Not wegnimmt, sondern dass er uns die Gnade gibt, standhaft bleiben zu können. Die Bibel sagt uns, dass jeder, der bis zum Ende durchhält, eine Krone der Gerechtigkeit erhalten wird. Dies ist die Botschaft, die ich heute an Christen in aller Welt weitergeben möchte.
Vor den Angriffen von Boko Haram hatte unsere Kirche 200 Mitglieder. Heute haben wir zwischen 300 und 400 Mitgliedern. Einige der kleinen Gemeinden in unserer Region, die nur Raum für 100 Besucher hatten, haben grössere Kirchen gebaut und haben nun 500 Mitglieder. Da unser Herr Jesus Leiden durchgemacht hat, werden auch wir, die wir seine Nachfolger geworden sind, leiden – aber am Ende werden wir siegreich sein.»
Bitte beten Sie weiterhin für die verfolgten Christen in Nigeria. Trotz Ausgangsbeschränkungen aufgrund des Coronavirus hält die Gewalt gegen Christen unvermindert an. Das Zeugnis von Pastor Marcus ist nur ein Beispiel dafür, welch verheerende Folgen die fortwährenden Gräueltaten islamischer Extremisten für die christlichen Gemeinden haben können. Traumata, Angst und bittere Not können das Vertrauen auf Jesus erschüttern. Bitte beten Sie um Standhaftigkeit und Gottes Beistand. /
Auszug November 2020 – Magazin
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