Am Freitagabend, dem 24. Mai 2024, drangen bewaffnete Männer in das Dorf Kuchi im Bezirk Munya im Bundesstaat Niger ein. Die Männer blieben bis zum nächsten Morgen. Sie plünderten und zerstörten Häuser, töteten acht Menschen und entführten schliesslich die Dorfbewohner.
Es wird vermutet, dass die Männer zu Ansaru, einer Splittergruppe von Boko Haram, gehören. Nach Angaben unserer Kontakte vor Ort sind die meisten der bei dem Angriff entführten Dorfbewohner Christen und nur wenige Muslime unter ihnen. Es sei jedoch schwierig ist, die genauen Zahlen und Namen der Entführten zu verifizieren, da viele geflohen sind. Verschiedene Nachrichtenseiten beziffern die Zahl der Entführten jedoch auf 160 Personen.
Laut der nigerianischen Medien-Plattform HumAngle drangen am Freitagabend über 300 Terroristen auf Motorrädern in den Ort ein. Der Vorsitzende der lokalen Regierung, Aminu Na-Jume, teilte mit, dass sich die Terroristen mehrere Stunden lang in dem Gebiet aufhielten, bevor sie ihren Terroranschlag verübten.
Angriffe weitgehend unbeachtet von der internationalen Gemeinschaft
Muhammad Auwalu, ein Dorfbewohner, erzählte HumAngle, dass die Terroristen von Haus zu Haus gingen, um zu sehen, wen sie entführen könnten, und dass sie viele Menschen mitnahmen, darunter auch Frauen und Kinder.
Nach Angaben von Aminu Na-Jume haben die Angriffe in dem Ort zugenommen, woraufhin mehrere Vertriebenenlager entstanden sind. «Viele Menschen sind vertrieben worden. Seit Beginn der Gewalt hat es jedoch noch nie einen derartigen Vorfall gegeben», so Na-Jume.
«Wir sind traurig über diesen jüngsten Angriff im Bundesstaat Niger. Angriffe auf grösstenteils christliche Gemeinden und Dörfer in Teilen Nordnigerias sind jedoch an der Tagesordnung – sei es durch Boko Haram/ISWAP, Ansaru oder militante Fulani – und geschehen weitgehend unbemerkt von der internationalen Gemeinschaft. Wir sind entsetzt, dass diese Angriffe unvermindert anhalten und Tausende von Menschen aus ihren Häusern, von ihrem Ackerland und ihrer Lebensgrundlage vertrieben werden», erklärt Jo Newhouse*, Sprecherin für die Arbeit von Open Doors in Subsahara-Afrika.
«Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um sicherzustellen, dass die nigerianische Regierung alle Gemeinschaften zuverlässig und transparent schützt, und dass die Vertriebenen die Unterstützung erhalten, die sie unter diesen Umständen benötigen.»
Hintergrund zu Ansaru
Ansaru hat sich im Januar 2012 von Boko Haram abgespalten. Seit der Gründung der Gruppe hat Ansaru Anschläge auf Zivilisten, darunter auch auf Menschen aus dem Westen, die nigerianische Regierung und Sicherheitsbeamte verübt. Die Gruppe will angeblich die Muslime in ganz Afrika verteidigen, indem sie gegen die nigerianische Regierung und internationale Interessen kämpft. Ansaru behauptet zwar, sich mit den Zielen und dem Kampf von Boko Haram zu identifizieren, hat die Gruppe jedoch dafür kritisiert, dass sie muslimische Mitbürger tötet. Im Jahr 2020 bestätigte die Gruppe erneut ihre Zugehörigkeit zu Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM).
Gebetsanliegen:
- Beten wir für alle, die entführt worden sind. Beten wir, dass sie unversehrt freigelassen werden und dass sie in den Händen ihrer Entführer Gottes Gegenwart spürbar erfahren.
- Beten wir für die Familien derer, die entführt worden sind. Beten wir um Weisheit und Gottes Gnade in dieser traurigen Zeit.
- Beten wir, dass die Regierung schnell und entschlossen handelt, um die Entführten zu befreien.