Nachrichten Algerien | 06 Dezember 2024

Nur noch eine Kirche: Algerien setzt Christen weiter unter Druck

 

 
Show: true / Country: Algerien /
In Algerien ist nur noch eine einzige protestantische Kirche geöffnet, während die Behörden ihren Druck auf religiöse Minderheiten weiter verstärken. Durch die Schliessung von Kirchen und die Strafverfolgung stehen Christen vor der schwierigen Entscheidung, entweder im Untergrund Gottesdienste abzuhalten oder ihren Glauben gar nicht mehr auszuüben.
Die Einschränkung von Grundrechten ist für protestantische Christen in Algerien nichts Neues: Seit 2020 wurden 52 Strafverfolgungsverfahren gegen christliche Pastoren eingeleitet.

In den letzten Jahren wurden über 40 protestantische Kirchen zwangsweise geschlossen oder haben sich aufgrund des Drucks der Behörden selbst für eine Schliessung entschieden. Bis auf eine sind alle geschlossen – obwohl Gemeindeleiter gegen die Schliessungen Berufung eingelegt haben. Im Jahr 2012 wurde der Église Protestante d'Algérie (EPA) aufgrund von Gesetzesänderungen die offizielle Registrierung entzogen. Seitdem hat die EPA unermüdlich daran gearbeitet, die offizielle Anerkennung wiederzuerlangen, jedoch ohne Erfolg.

Die Schliessungen und Strafverfolgungen sind Teil eines zunehmenden systematischen Drucks auf die religiösen Minderheiten Algeriens, den die US-Kommission für Religionsfreiheit (USCIRF) im Oktober 2024 als «schwere Verstösse» bezeichnete.

Dringliche Situation

Ein Sprecher von Open Doors stellt fest:

«Die Situation, mit der christliche Gläubige, Andersgläubige und alle religiösen Minderheiten konfrontiert sind, wird immer dringlicher. Die Regierung bedroht und verfolgt Pastoren weiterhin persönlich und auf Distanz.»

Christen, die mit den Partnernetzwerken von Open Doors sprechen, beschreiben eine schwierige Entscheidung: entweder heimliche Gottesdienste zu riskieren oder ganz auf Gottesdienste zu verzichten.

Algerien ist auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors stark gestiegen, von Platz 36 im Jahr 2017 auf Platz 15 im Jahr 2024, was die rapide Verschlechterung der religiösen Toleranz in dem nordafrikanischen Land unterstreicht.

Pastoren verurteilt

Christliche Leiter werden vor Gericht fast immer nach der Verordnung 06-03 angeklagt, einem weitreichenden Gesetz mit zahlreichen Vorschriften, die den nicht-muslimischen Gottesdienst einschränken.

Für Pastoren, die strafrechtlich verfolgt werden, zieht sich die Tortur eines Verfahrens über Jahre hin.  Viele sind gezwungen, das Land zu verlassen, wie Pastor Youssef Ourahmane, der in seiner Abwesenheit wegen «Erschütterung des Glaubens von Muslimen» und «illegaler Nutzung von Kirchengebäuden» verurteilt wurde.

Eine weiterer Fall, der von Pastor Salah Chalah, Präsident der Église Protestante d'Algérie, betraf Anschuldigungen wegen der Organisation friedlicher Demonstrationen gegen die Schliessung seiner eigenen Kirche. Der Prozess gegen Pastor Hamid Soudad führte zu einer fünfjährigen Haftstrafe wegen Beleidigung des Islam und der Veröffentlichung einer Karikatur im Jahr 2018. Er wurde schliesslich im Jahr 2023 freigelassen 

Fast alle Betroffenen sind Christen mit muslimischem Hintergrund: Konvertiten der ersten Generation, die sich vom Islam abgewandt haben. 

Der Sprecher von Open Door bemerkt:

«Für evangelische Christen in Algerien führt die Kombination aus Kirchenschliessungen, bürokratischem Vakuum und rechtlicher Schikane zu einer Umgebung, in der es zu anhaltenden Verletzungen sowohl der Religions- und Glaubensfreiheit als auch der Versammlungsfreiheit kommt.»

«Wir fordern die algerische Regierung auf, den Antrag auf erneute Registrierung der EPA zu bearbeiten, die Strafanzeigen fallen zu lassen und sicherzustellen, dass alle Menschen sich frei versammeln und ihren Glauben ausüben können.»

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