Mit dem neuen Weltverfolgungsindex 2018 macht Open Doors auf die zunehmend bedrohliche und dramatische Lage von Christen in den 50 Ländern aufmerksam, in denen sie aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden. Nordkorea liegt vor Afghanistan und Somalia an der Spitze.
Burgdorf 8.1. 2018 - In den Ländern des Weltverfolgungsindex leben etwa 4,8 Milliarden Menschen, davon sind über 215 Millionen einem hohen Mass an Verfolgung ausgesetzt. Hier die Rangfolge der zehn Länder, in denen Christen am härtesten verfolgt werden; in Klammer die Position des Vorjahrs:
1. (1) Nordkorea bis zu 70.000 Christen in Straflagern mit Zwangsarbeit
2. (3) Afghanistan keine Kirchen im Land, islamistische Gewalt nimmt zu
3. (2) Somalia Christen können ihren Glauben nur heimlich leben
4. (5) Sudan Regierung setzt Kirchenleiter unter Druck, Kirchen abgerissen
5. (4) Pakistan Gewalt gegen Christen ist auf höchstem Niveau
6. (10) Eritrea Verhaftungen und Gewalt gegen Christen nehmen zu
7. (11) Libyen mehr Aktivität gewaltbereiter Islamisten gegen Christen
8. (7) Irak IS ist besiegt, doch viele radikalisierte Muslime im Land
9. (9) Jemen Christen zwischen Fronten von Sunniten und Schiiten
10. (8) Iran Regime geht weiterhin aggressiv gegen Hauskirchen vor
Islamistische und nationalistische Bewegungen treiben Christenverfolgung an
Der neue Weltverfolgungsindex benennt als Hauptursache für Christenverfolgung die aufstrebenden islamistischen und nationalistischen Bewegungen mit besonders starker Ausprägung in Afrika, Asien und dem Mittleren Osten. Dort treiben Islamisten die Radikalisierung grösserer Bevölkerungsteile voran und stürzen ganze Länder in Krieg und Chaos. Befeuert wird diese Entwicklung durch den Bruderkampf zwischen Sunniten und Schiiten mit ihren Schutzmächten Saudi-Arabien (12) und Iran (10).
Ideologisch geprägter Nationalismus auf Basis des Kommunismus engt das Leben der Christen in Vietnam (18) und Laos (20) immer mehr ein, verstärkt auch wieder in China (43). Nordkorea ist mit dem Personenkult um die «Kim-Dynastie» erneut – und seit 2002 – auf Platz 1 der schlimmsten Christenverfolger. Etwa 300‘000 Christen leben ihren Glauben versteckt, aber sehr aktiv im Untergrund.
Zwangs-Rückbekehrungen zum Hinduismus und Buddhismus
Nationalistisch geprägter Hinduismus und Buddhismus – getragen von Regierung und Bevölkerung – sind in Asien für eine Zunahme der Verfolgung verantwortlich.
Das hinduistische Indien rückte von Rang 15 auf 11 vor. Die Gewalt gegen Christen ist sprunghaft angestiegen, ihre Lage hat sich dramatisch verschlechtert. Rajeshwar Singh von der für Zwangs(rück)bekehrungen zum Hinduismus bekannten Gruppe Dharm Jagran Samiti (DJS) verkündete 2014, Indien werde bis zum Jahr 2021 frei sein von Christen und Muslimen. Indiens Präsident Modi unterstützt die Hinduisierung seines Landes und die Hindutva-Ideologie, nach der jeder Inder ein Hindu sein muss. Anti-Konversionsgesetze wurden dazu in 6 indischen Bundesstaaten erlassen.
Nepal kehrt nach zehn Jahren auf den Weltverfolgungsindex zurück – direkt auf Rang 25 – und weist damit den stärksten Negativtrend auf. Myanmar rückt von Rang 28 auf 24 vor. In diesem Land leiden neben den muslimischen Rohingya auch die christliche Minderheit, die aufgrund ihres Glaubens sozialem Druck ausgesetzt ist, unter den Folgen des zunehmenden buddhistischen Nationalismus.
Jährlich neuer Weltverfolgungsindex zeigt Dynamik von Christenverfolgung
Der Weltverfolgungsindex ist die weltweit einzige Erhebung, für die verfolgte Christen anhand einer differenzierten und von Wissenschaftlern und Experten kontinuierlich weiterentwickelten Methodik jährlich direkt befragt werden (Erhebungszeitraum: Jeweils vom 1. November bis 31. Oktober).
Damit soll ihre Situation möglichst genau erklärt und die Dynamik der Verfolgung verdeutlicht werden. Bei der Verwendung des Begriffs «Verfolgung» lehnt sich Open Doors an die Definition der UN an. Das UN-Flüchtlingshilfswerk verweist darauf, dass „eine Bedrohung des Lebens oder der Freiheit aufgrund von Ethnie, Religion, Nationalität […] in jedem Fall als Verfolgung zu werten ist.»
Verfolgung ist nicht nur Gewalt
Christenverfolgung liegt nicht nur dann vor, wenn Kirchen brennen und bei brutalen Überfällen oder Selbstmordanschlägen viele Christen in den Tod gerissen werden. Anhaltender Druck auf Christen durch die eigene Regierung, Gesellschaft, den Stamm oder die Familie treiben viele von ihnen in den Untergrund oder aus ihrer Heimat. Philipper Fonjallaz, Leiter von Open Doors Schweiz: «Der Druck auf Christen ist enorm, wenn eine Regierung wie die indische Christen einzig wegen ihres Glaubens ins Gefängnis werfen lässt. Zurzeit sind uns 635 Fälle bekannt. Oder in Pakistan, wo alleine 2017 über 700 Christinnen mit einem Muslim zwangsverheiratet worden sind.»
Christliche Konvertiten stehen in buddhistischen, hinduistischen und islamischen Ländern unter Dauerdruck. Werden sie entdeckt, drohen ihnen Schikane und Vertreibung, sogar ihre Ermordung. Christen – und besonders Konvertiten – erfahren oft Benachteiligung auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt sowie bei Zugang zu medizinischen oder staatlichen Hilfsleistungen. In vielen islamischen Ländern ist die Religion im Personalausweis vermerkt, das fördert die Ungleichbehandlung. Dazu kommt, dass beispielsweise in Pakistan die Stimme eines Christen vor Gericht nur halb so viel gilt wie die eines Muslims. All dies fliesst als Ausdruck von Christenverfolgung in den Weltverfolgungsindex ein.
Verfolgten Christen eine Stimme geben
«Der weltweite Dienst von Open Doors wird von den Bedürfnissen der verfolgten Christen bestimmt. Durch den Weltverfolgungsindex erhalten sie eine Stimme in der Öffentlichkeit», sagt Philippe Fonjallaz. Seit 1955 setzt sich das christliche Hilfswerk mit umfangreichen Hilfsprojekten für verfolgte Christen aller Konfessionen ein, heute in über 60 Ländern. «Open Doors ist vor Ort extrem gut vernetzt, kennt deshalb die Bedürfnisse und führt Hilfsprojekte zusammen mit lokalen Partner durch.»
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