Nachrichten Pakistan | 22 Februar 2018

Pakistan: Neue Blasphemie-Anschuldigung

Es braucht bloss einen Facebook-Post, um eine Blasphemie-Anschuldigung auszulösen, den Zorn einer Menge zu provozieren und so eine ganze christliche Gemeinschaft zu bedrohen. Das ist in den vergangenen Tagen in Lahore geschehen.

 

 
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Es braucht bloss einen Facebook-Post, um eine Blasphemie-Anschuldigung auszulösen, den Zorn einer Menge zu provozieren und so eine ganze christliche Gemeinschaft zu bedrohen. Das ist in den vergangenen Tagen in Lahore geschehen.

Am vergangenen Montagabend dem 19. Februar blockierte eine Strassensperre aus brennenden Reifen eine Hauptverkehrsachse in Lahore. Eine wütende Menge forderte das öffentliche Erhängen des Autors eines mutmasslich blasphemischen Posts in dieser Metropole von 15 Millionen Einwohnern, Heimat von etwa 500’000 Christen. Aus Angst vor Unruhen flohen 800 christliche Familien aus dem Shahdara Viertel, um bei Verwandten Zuflucht zu suchen.

Alles begann mit einem Foto, das Patras Masih (20 Jahre alt) vor einigen Wochen gepostet hatte. Das Bild soll dem Propheten Mohammed gegenüber respektlos gewesen sein. Patras, der Christen und Muslime zu seinen Freunden zählt, weigerte sich, die Botschaft zu löschen. Seine Mutter erzählt: «Am Sonntag kamen drei Männer mit dem Bild meines Sohnes und fragten, ob er zu Hause sei. Da er abwesend war, trafen später vier Jungen ein, die immer noch nach ihm suchten. Am nächsten Morgen, während Patras auf der Arbeit war, klopfte die Polizei an die Tür.»

Ein Onkel fährt fort: «Schon um 7 Uhr morgens begannen sich die Leute vor dem Haus der Familie zu versammeln. Mir wurde klar, dass eine explosive Stimmung herrschte. Dann drohten die Männer damit, das Haus in Brand zu stecken.»

Die Polizei erschien in Begleitung mehrerer religiöser Führer, um mit den Anstiftern zu verhandeln. Am Abend räumte sie dann die Strasse, aber die Menge verlangte immer wieder den Tod durch den Strang für den jungen Christen. «Als die Menge unkontrollierbar wurde, brachten wir Patras zum Büro des Polizeikommissars. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört», erzählt sein Onkel.

Später fand ein Treffen auf dem Polizeiposten statt, woraufhin die Christen in einer Erklärung aufgefordert wurden, zurückzukehren und in Frieden mit ihren muslimischen Nachbarn zu leben. Darin wird unter anderem festgehalten, dass «sich die christliche Gemeinschaft verpflichtet, die muslimische Religion zu achten.»

In Pakistan sind soziale Netzwerke zu einem heiklen Thema im Zusammenhang mit dem Blasphemiegesetz geworden. Ein 16-jähriger Christ, Nabeel Masih, sitzt seit Mai 2017 im Gefängnis und wird beschuldigt, ein blasphemisches Foto auf Facebook gepostet zu haben.

Wenige Tag nach diesen Ereignissen haben wir soeben erfahren, dass er und sein Cousin Sajid Masih von der Polizei gefoltert wurden. Letzterer sprang sogar aus dem 4. Stock, um den Qualen zu entkommen! Er liegt schwer verletzt und im Krankenhaus und es ist noch nicht klar, ob er überleben wird. Patras Masih sitzt noch immer im Gefängnis.


 

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