Pressemeldungen Algerien | 04 Juni 2018

Zwei neue Kirchenschliessungen in Algerien

Zwei weitere Kirchen wurden vorletzte Woche im Norden des Landes geschlossen. Damit erhöht sich die Zahl der seit November 2017 geschlossenen Kirchen auf sechs – oder auf mehr als zehn Prozent der total 45 protestantischen Kirchen in Algerien.

 

 

 
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Zwei weitere Kirchen wurden vorletzte Woche im Norden des Landes geschlossen. Damit erhöht sich die Zahl der seit November 2017 geschlossenen Kirchen auf sechs – oder auf mehr als zehn Prozent der total 45 protestantischen Kirchen in Algerien.

 

Burgdorf, 5. Juni 2018 – Die algerischen Christen stehen unter wachsendem Druck durch die Regierung. In der Kabylei, wo das Christentum am stärksten vertreten ist, hat die Polizei am vorletzten Wochenende zwei weitere Kirchen versiegelt.

 

Kirche in Ait-Mellikeche geschlossen

Die fünfte Kirche, die von der neuen Schliessungswelle betroffen ist, steht in Ait-Mellikeche im Verwaltungsbezirk Béjaia. Im Jahr 2005 eröffnet, gehört sie seit 2007 dem protestantischen Dachverband «Églises Protestantes d’Algérie» (EPA) an. Zuletzt kamen über 200 Gläubige zum wöchentlichen Gottesdienst. Nun tauchte Ende Mai die Polizei in der Kirche auf. «Sie schlossen einfach den Haupteingang ohne Vorankündigung.» Am Montag, 28. Mai, gingen mehrere Kirchenleiter zur Polizei in Béjaia, um zu versuchen, die Gründe für die Schließung der Kirche zu erfahren und zu erreichen, dass sie wieder geöffnet würde – ohne Erfolg.

 

Kirche in Maâtkas geschlossen

Die sechste betroffene Kirche steht in Maâtkas, 20 Kilometer von Tizi-Ouzou entfernt. Ein Pastor erhielt eine telefonische Mitteilung, in der er über die Schliessung informiert wurde. Die Polizei tauchte an einem Samstagmorgen auf und versiegelte den Haupteingang des Gebäudes. Auch hier blieben die Behörden eine Erklärung zu den Gründen für die Schliessung schuldig.

Seit November 2017 sind somit sechs der 45 EPA-Kirchen geschlossen worden.

Die Regierung legitimiert diese Massnahmen mit dem algerischen Gesetz von 2006, das den nicht-muslimischen Gottesdienst regelt und das Drucken, Speichern und Verteilen von Dokumenten verbietet, die den Glauben eines Muslims «erschüttern» könnten.

Diese Ereignisse lassen ein koordiniertes Vorgehen der Regierung gegen die kleine algerische christliche Minderheit vermuten. «Einige Algerier sind wegen ihres christlichen Glaubens weiterhin Opfer von Einschüchterung und Verfolgung. Und dies obwohl ihr einziges Vergehen darin besteht, im Besitz einer Bibel zu sein», sagte ein Leiter der EPA.

 

Als vollwertige Bürger anerkannt werden

Im vergangenen Monat reisten drei algerische Pastoren der EPA nach Frankreich, Belgien, England und in die USA um ihre Situation vor verschiedenen Gremien darzulegen. Insbesondere verlangen sie die Wiedereröffnung ihrer Gotteshäuser sowie ihren Glauben in Freiheit leben zu können.

Die Evangelische Kirche von Algerien hat zudem am 18. Mai eine Erklärung an die algerische Regierung übergeben (also noch vor den beiden jüngsten Kirchenschliessungen). Angesichts der zunehmenden administrativen Probleme verlangt sie eine gerechtere Behandlung der verschiedenen Versammlungen, die sie vertritt. «Als vollwertige Bürger fordern wir die höchsten Behörden des Landes auf, dafür zu sorgen, dass alle Grundrechte der Bürger unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit geschützt werden.»

 

Gleicher Kurs wie 2008

Erinnerungen an 2008 werden wach: Im Frühjahr 2008 wurden 16 der damals 32 EPA-Gemeinden innerhalb weniger Wochen geschlossen. Zudem mussten 10 der 20 unabhängigen protestantischen Gemeinden ebenfalls schliessen. Es dauerte Monate, bis sich die Christen nach und nach wieder in ihren Gebäuden versammeln konnten.
 


 

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